Was ist Krankheit
Der Begriff der Pathogenese – die Lehre von der Entstehung und Entwicklung der Krankheiten – ist mit der von Rene Descartes (1596- 1650) eingeleiteten Epoche des Materialismus in den Mittelpunkt des medizinischen Handelns gerückt. Die lebende Natur und damit auch der Mensch wird als Maschine betrachtet und wenn man endlich jedes kleinste Teilchen der Maschine auseinandergenommen hat, dann würde man das ganze Zusammenwirken im Körper verstehen. Deutlich spiegelt sich dieses Herangehen im Begriff des Pathomechanismus (der mit naturwissenschaftlichen Methoden erfassbare Ablauf eines Krankheitsprozesses) wieder. Dass dieser Weg in eine Sackgasse führt, sieht man u.a. auch an der Entwicklung in der Krebsmedizin. Inzwischen sind wir bei ca. 500.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland und weit über 200.000 Sterbefällen. (2014: 476.120 Neuerkrankungen und 222.972 Sterbefälle laut dem Deutschen Krebsinformationsdienst)
Ganzheitliche Ansätze zum Verständnis von Krankheit
Die Pathologie und Medizin kann zwar die Materie des Körpers bis in die kleinsten Einzelheiten heutzutage untersuchen – aber nicht das Leben selbst. Neue ganzheitliche Wege sind notwendig.
Aus diesem Grund möchte ich hier kurz auf die Begriffe der
- Kausanetik
- Salutogenese
- Sanogenese
- Resistenz
- Resilienz
eingehen. Mir geht geht dabei vor allem darum, ein grundsätzliches Verständnis für ein komplementäres/alternatives Herangehen an eine Erkrankung zu wecken, und damit wieder den begründeten Weg zum eigenverantwortlichen Handeln zu weisen.
Kausanetik
Unter Kausanetik verstehen wir eine "vernünftige Ursachenforschung" mit der Frage "Warum" im Mittelpunkt. Warum haben wir Krebs? Ist es wirklich einfach nur Schicksal gegen dass wir einen Kampf führen müssen oder liegen die Ursachen in unserer Lebensweise. Und ganz wichtig: Können wir selbst etwas tun?
Gesundheit und Regulation
In der Kausanetik gehen wir davon aus, dass Krankheiten sinnvolle Regulationen/Anpassungen an unsere Lebensbedingungen sind, welche uns ein Überleben bzw. das Überleben der Art sichern sollen.
So ist ein Fieber bei einer Infektionskrankheit, welches uns ans Bett fesselt und schwächt ein sehr sinnvoller Regulationsmechanismus, welcher uns wieder in die Gesundheit führen kann. Wenn wir genauer hinschauen, werden wir auch erkennen, dass Menschen mit einer ausgeprägten Regulation oft sehr schnell und hoch fiebern können; dafür aber sich sehr schnell erholen. Dagegen können manche Menschen fast kein Fieber mehr entwickeln und quälen sich dafür über Wochen.mit Erkältungskrankheiten. Es ist nicht selten, dass Krebspatienten schon viele Jahre kein Fieber mehr entwickelt haben - sich sehr gesund wähnten - aber der Körper sich eigentlich schon ein einer sogenannten Regulationsstarre befand.
Die Zeitlinie
Bleiben wir beim Fieber. Natürlich wird ein sehr hohes Fieber über einen langen Zeitraum letztendlich für jeden Körper zu einem Problem. Das was am Anfang gut war, wird nun zu einer Belastung. Und da kommt die symptomatische Zeitline ins Spiel:
Man muss verstehen, dass es unbedingt auf den Zeitpunkt ankommt, ob Symptome einer Erkrankung positiv oder negativ zu betrachten sind. So positiv Fieber am Beginn einer Erkrankung ist - wenn der Zeitpunkt der Symptomeigendynamik (SED) überschritten ist - kann Fieber auch zur einer weiteren Schwächung führen, da der Körper es quasi nicht mehr schafft, die notwendige Energie dafür aufzubringen.
Was bedeutet dies für Krebs?
Dass Tumore ein Energieproblem im Körper mit dem Wechsel auf Gärung zunächst durch das Erschließen einer weiteren Energiequelle lösen, hatte schon der Nobelpreisträger Otto Heinrich Warburg Anfang des letzten Jahrhunderts erkannt. Dr. Cousmine konnte nachweisen, dass Tumore in der Lage sind mehr Giftstoffe zu verstoffwechseln und man weiß, dass Pilze und Parasiten eingekapselt werden können. Wenn aber die Lebensbedingungen des Erkrankten sich nicht ändern und der Tumor immer weiter wächst, wird er dem Körper so viel Energie entziehen, dass der Patient kachektisch stirbt.
Lothar Hirneise drückt dies so aus:
„Jedes Symptom wechselt irgendwann von einem positiven Symptom zu einem negativen Symptom – unter dem Gesichtspunkt des Überlebens. Das bedeutet, das gleiche Symptom, das dafür gesorgt hat, dass Sie länger am Leben bleiben, sorgt jetzt für Ihren Tod, wenn, ja wenn keine notwendigen Änderungen eintreten. Das Überschreiten dieser imaginären Linie bedeutet für einen Patienten nicht grundsätzlich den Tod. Es zeigt jedoch, dass jetzt dringender Handlungsbedarf vorhanden ist.“....“Es wird keine Fortschritte in der Behandlung von chronischen Krankheiten geben, solange kausanetische Aspekte nicht berücksichtigt werden. Auch in der Alternativmedizin wird leider immer noch diskutiert, warum das Immunsystem die „bösen“ Krebszellen nicht erkennt bzw. zerstört. Da Krebszellen jedoch niemals „böse“ sind, sondern Teil eines genialen Regulationssystems, werden Krebszellen natürlich vom Körper, der Natur sei Dank, nicht zerstört. Das Gegenteil ist sogar der Fall. Tumore werden wegen der Wichtigkeit des Überlebens vom Körper vorrangig behandelt, z. B. durch Angiogenese (Neubildung von Blut- und Lymphgefäßen). An diesem Beispiel kann man auch die Sackgasse der konventionellen Medizin sehr gut verstehen, denn immer mehr Firmen versuchen z. B. Anti-Angiogenese Medikamente zu entwickeln. Anstatt sich weiterzubilden und Krebsprozesse zu verstehen, wird versucht neue Medikamente zu entwickeln, die erst dann eingreifen, wenn eine Symptomeigendynamik stattgefunden hat“....“
Empirisch bestätigt werden diese theoretischen Überlegungen durch die vielen finalen Krebspatienten die überlebt haben. In meinen Forschungen kam klar heraus, dass auf der körperlichen Seite Ernährungs- und Entgiftungstherapien und auf der geistigen Seite die Beantwortung der Warum-Frage eine tragende Rolle gespielt hat. Die therapeutische Konsequenz muss deshalb sein, dass man Patienten grundsätzlich zu Beginn der Therapie ganzheitlich therapieren muss. Und dies werden wir noch so lange tun müssen, bis wir ein System entwickelt haben, mit welchem wir bei jedem Patienten SICHER die Warum Frage beantworten können.“
Salutogenese
Der israelisch-amerikanische Medizinsoziologe und Stressforscher Aaron Antonovsky (1923-1994) stellte sich in den 70er Jahren die Frage nach der Entstehung von Gesundheit. Seine Forschungen führten zu der Wortschöpfung Salutogenese, welche sich der Entstehung von Gesundheit (lat. salus = Gesundheit) widmet. Antonovsky hatte das Ziel mit dem Salutogenese-Modell die Unterteilung von Gesundheit und Krankheit zu überwinden.
Schwimmer im Fluss des Lebens
Wie in der Kausanetik versteht er das menschliche Leben als einen Wechsel zwischen den Polen Krankheit (Kausanetik: Regulation) und Gesundheit – gleichzeitig sowohl krank als auch gesund – als „Schwimmer im Fluss des Lebens“. Antonovsky prägte dabei den Begriff des Kohärenzgefühls. Damit meint er ein Zugehörigkeitsgefühl und eine tiefe innere Zufriedenheit mit sich selbst und anderen.
Drei Komponenten sind für das Kohärenzgefühl von Bedeutung:
1. Verstehbarkeit - als Fähigkeit, Zusammenhänge zwischen den Geschehnissen, die das Leben bereithält, herzustellen
2. Bewältigbarkeit - als Fähigkeit mit Geschehnissen umgehen zu können
3. Sinnhaftigkeit - als Fähigkeit überzeugt zu sein, dass alle Geschehnisse einen Sinn haben. Dadurch gelingt es leichter, die Geschehnisse zu akzeptieren.
Er verdeutlicht hiermit eindrucksvoll die Bedeutung des dritten E (Energie) des 3E-Programms. Er vertrat die Ansicht , dass die drei Eigenschaften innerhalb der ersten zwei Lebensjahrzehnte entwickelt werden und die Grundlage bilden, wie unterschiedlich Menschen mit Krisen umgehen können.
Sanogenese
Wann hört Gesundheit auf und wann beginnt Krankheit?
Dieser Frage geht Prof. Karl Hecht nach wenn er den Begriff der Sanogese verwendet. Er wendet sich gegen die allgegenwärtige Normierung des Menschen mit Laborwerten und Krankheitsdefinitionen. Der Individualität des Menschen können wir damit nicht gerecht werden. Auch Hecht geht von einer Regulationsdynamik zwischen Gesundsein und Kranksein aus.
Hecht definierte sechs Abstufungen zwischen Gesundheit und Krankheit:
sehr gesund, gesund, noch gesund (prämorbide Phase), nicht mehr gesund (Frühstadium), krank und sehr krank.
Laut Hecht befinden sich sanogenetische und pathogenetische Prozesse in einer ständigen regulatorischen Dynamik. Überwiegen sanogenetische Prozesse, dann ist Gesundsein dominant; überwiegen pathogenetische Prozesse, dann liegt Kranksein in verschiedenen Abstufungen vor.
Er kritisiert dabei den heutigen Ansatz der Pathogenese in der Medizin wie folgt:
„Das Konzept der heutigen Medizin besteht in der Reduzierung bzw. der Beseitigung pathologischer Symptomatik."
Symptombehandlung ist zu kurz gesprungen
Dazu werden grösstenteils Medikamente verwendet. Diese sind unphysiologisch, einseitig auf spezifische Wirkungen ausgerichtet und haben infolge dessen viele Nebenwirkungen. Mit der Senkung des Blutdrucks z. B. mittels Antihypertensiva wird keine Heilung erzielt, sondern nur eine zweifelhafte Symptombeseitigung, mit der neue Symptome ausgelöst werden (z. B. Schlafstörungen, Schwindel und Erschöpfung) (siehe Beizettel der Medikamente). Dieses Konzept ist meines Erachtens kein adäquater Ansatz für die Physiologie des Menschen.“ (Hecht, OM&Ernährung, 2009, Nr. 128, S.2-19)
Hecht versteht die Sanogenese als Gesamtprozess im Rahmen der Selbstregulation des Gesundwerdens. Dabei ist die Sanogenese als ein ganzheitlicher Prozess anzusehen, bei welchen das Nerven-, Hormon-, Immun- und Stoffwechselsystem, die Regulation der extrazellulären Matrix sowie das Heil- und Wachstumssystem in den Selbstregulationsvorgang einbezogen sind. Ärztliche Therapien sollten sich an der Unterstützung dieser Selbstregulation und Selbstheilungskräfte orientieren. Um den Bezug zur Kausanetik herzustellen: Hecht schenkt hierbei der symtomatischen Zeitlinie vor einsetzender Symptomeigendynamik sehr große Aufmerksamkeit, um den Körper in seiner Selbstregulation und Selbstheilung zu unterstützen.
Resistenz
Unter Resistenz wird der unspezifische Schutz des Organismus gegenüber Infektionen, Toxinen und anderen gesundheitsschädigenden Wirkungen verstanden.
Ein resistenter Mensch kann trotz Vorhandenseins von Krankheitserregern gesund sein. Dabei spielen die geistigen und emotionellen (seelischen) Prozesse und Reaktionen eine große Rolle.
Resilienz
Resilienz ist die Fähigkeit zur physischen und psychischen Widerstandsfähigkeit, zur Kraft und Stärke, Lebenskrisen, Konflikte, hohe Anforderungen, schlechte Lebensbedingungen (z.B. Armut), Schicksalschläge, Trennungen, extreme Einwirkungen u.a. ohne längere Beeinträchtigung der Gesundheit und Persönlichkeitsstruktur zu überstehen.
Ein verblüffendes Experiment
Vergleichbare Ansätze finden wir in der Salutogenese unter dem Begriff der Kohärenz. Ein beeindruckendes Beipiel findet sich im Buch von Prof. Karl Hecht „ Anregenungen zum neuen Denken in der Krebsphilsophie und Krebstherapie: „Seligman hat schon zuvor mit seiner Forschergruppe (Visintainer et.al. 1982) folgende Untersuchung an Ratten durchgeführt. Den Ratten wurden Krebszellen in einer LD50 appliziert. LD50 bedeutet, dass mit dieser Dosis in einem bestimmten Zeitraum (im vorliegenden Fall ein Monat) 50% der Tiere sterben (LD = letale Dosis = tödliche Dosis). Eine Gruppe dieser Tiere lebte wie üblich nach der Injektion von Krebszellen. Eine zweite Gruppe erhielt täglich einen Elektroschock, den sie aber durch einen Hebeldruck ausschalten konnten. Der Dritten wurde täglich der Elektroschock ohne Ausweichmöglichkeit appliziert, d.h. Sie konnten ihre Situation nicht ändern. Die Ergebnisse: von Gruppe 1 lebten nach einem Monat noch 50% der Tiere, wie zu erwarten war. Von Gruppe 2 lebten noch 63% und von der dritten Gruppe waren nur noch 23% tumorfrei. Das bedeutet, dass durch das Ausweichen bzw. Ausschalten von Dysstress (negativem Stress) ein Tumorwachstum gehemmt werden kann, während das absolute Nicht-Ausweichen-Können in einer Situation zur Hilflosigkeit, zum Verzagen, zur Hoffnungslosigkeit, zur Ohnmacht und Verzweiflung führt, wodurch infolge des gestörten Transmittergleichgewichts das Krebswachstum beschleunigt werden kann. Die zweite Gruppe Ratten, die zu 63% den Krebs überlebten, haben Resilienz entwicklelt, weil bei ihnen durch wiederholtes Beherrschen der bedrohten Lebenssituation das Gleichgewicht der Transmitter, welches zur Stärkung des Immunssystems führt, konditioniert, also erlernt und somit fest ins Gedächtnis eingeprägt wurde.
Dieses Beispiel zeigt ein weiteres Mal, dass es wichtig ist, Krisensituationen beherrschen zu lernen und bewusst Bewältigungsstrategien zu entwickeln, um einer Krankheit auszuweichen oder sie zu beseitigen. Hilfreich können dabei die das Immunsystem stimulierenden positiv-emotionellen neuropsychologischen Techniken sein, wie Meditation, autogenes Training, meditatives Atmen, Willenskraft, Glaube und Hoffnung.
Auch hier finden wir das 3. E (Energie/Psyche) des 3E-Programms wiedergespiegelt.